26.06.12

Wo wir sind ist von

Weil isch, äh...
Pierre Vogel, 2012

Eben (wieder) über Abu Hamza gestolpert und kurz ein paar Bilder seiner Erweckungserlebnisse aus YouTube gedingst. Der Clip, aus dem oben zu sehendes Bild stammt, ist eine Art "Rock am Ring" in klein. Da steht ein vermeintlich wichtiger Mann auf der Bühne und zelebriert seine Show. Andere wichtige Typen stehen um ihn rum und sind, äh, wichtig. Der in höchst mobiler Pose ertappte Glatzkopf auf dem Bierlaster ist übrigens nicht Kerry King von Slayer, obwohl er ähnlich sympathisch wirkt.
 

Das vermutlich überwiegend muslimische Publikum hält seine vom feisten jüdisch-christlich-sack-und-asche-wo-führt-das-hinduistisch dominierten Kapitalismus produzierten Smartphones hoch und filmt/knippst. Dass dann hier doch nicht der Djihad (Gesundheit!) den Sieg davon trägt liegt an einem der letzten Bilder des Clips.

Wer so schlecht buchstabiert, der hat noch einen weiten Weg zur Weltherrschaft.

Das erinnerte mich an einen Eiskratzer für PKW-Scheiben, den der CSU-Ortsverband Hassberge einst verschenkte. In einwandfreiem Fränkisch stand da: "Wo wir sind ist von!" Die Dinger gabs dann mit abgeklebtem fehlendem "r" auf einer Dorftombola als Trostpreis en masse.

Und jetzt alle: "No future, no future....!"

25.06.12

Der Veitstag ist nah

Hä?
Platz 1 der Charts "Berühmt letzte Worte"

Dieser Mann ist nicht der Attentäter, sagt der Link (klick)
Vor 98 Jahren brauchte es einen Erzherzog samt Gattin in Sarajevo, heute reicht vielleicht eine McDonnell Douglas F-4. Was da gezündelt wird um Syrien rum... niemals sollte eine Europäische Gemeinschaft eine Grenze da draußen haben wollen.

Jetzt wird wegen der abgeschossenen Phantom mit den Säbeln gerasselt. Moralisch verwahrloste Kackbratzen trommeln sich auf die Brust, man spürt die Geilheit auf einen deftigen Waffengang. Der Ton wird ernster, Sanktionen sollen verschärft werden. Vorher sah das höchst gesittete alte Europa samt Big Brother dem Schlächter Assad aus der Ferne zu, zu groß die aufgepumpten Sorgen um die Griechen und die Spanier und die Italiener und den einst schönen, just faulenden Euro; Gezänk und Streit, wer wem was zu sagen und wo besser das Maul zu halten habe, und hey (fürs Fußvolk): Fußball läuft ja auch noch.

Vielleicht addieren sich hier auch die Krisen und die Nöte und die Sorgen und die Ängste und Syrien liegt von manch klimatisiertem Büro aus betrachtet weit hinter Anatolien, was soll man da als Entscheider anders sagen als: "Ein Krieg muss her! Den Ziegenfickern mal richtig eins eingeschenkt. So als Zeichen für alles. Immer druff! Der Russ und sein popliger Mittelmeerhafen in Tartus? Drauf gepfiffen! Der Chines und sein Zögern und Zaudern? Kommt grad recht: Barthel und Most, aber hallo!"

So muss sich das früher in Moskau und Washington mit DDR-BRD angefühlt haben: weit weg vom heimischen Napf sind Megatote abstrakt darstellbar, ein Schlachtfeld ist schließlich keins, wenn man Feuer und Blut nicht riecht.

Mit viel Glück zieht das als dunkle Wolke vorbei, aber die Chance endlich die Lunte anzustecken war aus der bescheidenen Sicht des Verfassers dieser Zeilen selten so groß.

Der Wille ist jedenfalls da.

Gavrilo Princip, der den Erzherzog Franz Ferdinand und Gemahlin Sophie 1914 erschossen haben soll, starb 1918 in Kerkerhaft. Zum Ende des durch das Attentat ausgelösten Krieges. Scheißironie der Geschichte...

24.06.12

23

Verfasser dieser Zeilen/Searchin', ca. 1989

Band benannt nach einem Song, der von Peter Bogdanovich inspiriert war, bloß mit '
Also, Schatz, das ist so: die GEMA bezahlt eigentlich den Menschen, die Lieder schreiben Geld. Wer den Text gemacht hat und wer die Musik gemacht hat… jeder kriegt dafür Geld. Wenn die Musik im Radio läuft oder gespielt wird im Konzert, oder wenn Leute deren Platten kaufen. Was Platten sind? Verzeihung: CDs. Ja, Schatz, iTunes genauso.

Dafür zieht die GEMA natürlich Geld ein. Von den Menschen, die CDs vertreiben, von den Menschen, die Konzerte veranstalten und von den Leuten, die das im Radio laufen lassen. Natürlich holen sich die Menschen, die Konzerte machen, das was die GEMA von ihnen nimmt von den Menschen wieder, die die Eintrittskarten kaufen. Bei den CDs läuft es so ähnlich. Und im Radio gibt's ja dermaßen viel Werbung, damit zahlen die das.

Ja, Schatz, der Papa hat auch mal Geld gekriegt für seine Musik. Wir waren ja eine winzig kleine Band, am Ende der Welt. Aber wir haben viele Konzerte gespielt und unsere Single lief im Radio. Was eine Single ist? Ähm, das war eine Art runde Plastikscheibe, auf der zwei Lieder waren. 'Single' bedeutet sowas wie 'einzeln' und meistens lief im Radio nur eins der Lieder, das hieß A-Seite. Nicht das Lied, Schatz, die Seite der Plastikscheibe hieß A-Seite. Und das konnte man dann im Radio hören und die Frau oder der Mann, die das aufgelegt hatten, notierten in einer Liste, wer den Text und wer die Musik geschrieben hatte und schickten das an die GEMA. Die GEMA kuckte dann, ob das Lied bei ihnen gemeldet war, und wenn es gemeldet war, dann bekamen die Leute, die den Text und die Musik geschrieben hatten, für dieses einmal im Radio laufen einmal Geld. Genau, für zehnmal zehnmal Geld und für hundert hundertmal.

Dann hat der Papa diese andere Band hinterher gehabt, die war ein bisschen größer. Da gab es weniger Konzerte, aber die Musik lief auch im Radio in der Schweiz. Und weißt du was? Genau… weil der Papa die Lieder geschrieben hatte, gab es auch dafür Geld von der GEMA. Nicht viel, aber auch nicht nix. Genug, um den Mitgliedsbeitrag bei der GEMA für ein paar Jahre zu zahlen. Denn das ist ja ein Verein und fast jeder Verein hat eine Gebühr, die man zahlen muss als Mitglied.

Ja, Schatz, der Papa ist dann ausgestiegen aus der Band. Aber die haben weiter Konzerte gespielt. Bloß von der GEMA kam irgendwann kein Geld mehr. Die hatte nämlich in ihrem System etwas umgestellt. Tja, wie erkläre ich das? Die haben sich gesagt: "Was viel gespielt wird, wird viel gespielt!" und wollten gar keine Listen mehr von kleinen Radiosendern mit Namen von kleinen Musikern vom Ende der Welt. Jetzt kriegen eher die Großen mehr und die Kleinen gar nix.

Ungerecht? Find ich auch. Und weißt du, was der Witz ist, Schatz? Der Chef der GEMA verdient fast doppelt so viel wie Frau Merkel. Ja genau, obwohl die Generaldirektorpräsidentchefin von Deutschland ist.

Ob der auch doppelt so viel arbeitet? Das weiß ich nicht, Schatz, das weiß ich nicht…

21.06.12

Foodblog

Was er nicht fressen kann macht er kaputt
Zitat eines Freiburger Berufsschullehrers (nicht mich betreffend, aber schön)

In dem Versuch, endlich als deutscher Großblogger wahrgenommen zu werden, stürme ich -mit wie immer perfekten Fotografien- die letzte Bastion: warmes Futter und dessen Herstellung.

Das Thema: eine Art Eintopf. Ohne mystischen Überbau mit der Geschichte vom Rezept einer aus dem belagerten Stalingrad entkommenen Großmutter, respektive dem einer das eingekesselte Stalingrad belagernden Oma.

1
Schritt 1: Okay sauberes Messer in der Spüle suchen. Stück totes Schwein in kleine Stücke schneiden.

2
Schritt 2: Weißes und grünes Zeug (da können im Fachgeschäft Experten hilfreich zur Seite stehen beim Einkauf) in kleine Stücke schneiden.

3
Schritt 3: Wegen der farblichen Ausgewogenheit oranges Zeug dazu schneiden.

4
Schritt 4: Zeug-das-Tränen-macht klein schneiden und Herd auf Warp IV.

Superlöffel
Schritt 5: Das kleingeschnittene Schweineaas so lange heiß werden lassen, bis das Fett in flüssiger Form austritt. Ein hölzerner Kochlöffel wirkt dabei könnerhaft.

6
Schritt 6: Dann das Tränenzeug dazu, bis sich durch Geruch Speichelfluss einstellt.

7
Schritt 7: Jetzt den anderen Kram dazu. Mit einem Holzlöffel umrühren sieht immer noch professionell aus (hier leider nicht im Bild).

8
Schritt 8: Geheimtipp 1: Eine okay saubere Gabel in der Spüle finden und Senf an den Kram schmettern. Umrühren. Immer wieder. Mit dem Holzlöffel.

Wir haben das schonmal für Sie vorbereitet, liebe Zuschauer: beim Metzger des Vertrauens Würste kaufen, gerne etwas mit "polnisch" im Namen, scharf schadet auch nicht. Nie.

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Schritt 9: Die werden mit in Schritt 1 beschriebenem Messer in kleine Teile zerschnitten und in die heiße Pfanne geworfen.

10
Schritt 10: Während all das brutzelt und blubbert, hat unsere unterbezahlte, attraktive Küchenhilfe aus Bulgarien die Biokartoffeln geschält und geschnitten.

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Schritt 11: Die verschwitzten, chauvinistischen Kapitalistenpfoten von der Küchenhilfe nehmen und einen Blick in die Pfanne werfen: Aha, gut!

12
Schritt 12: Die in Fronarbeit entstandenen Kartoffelwürfel in die Wurstpfanne kippen.

Hier könnte Ihre Werbung stehen!
Schritt 13: Jetzt Geheimtipp zwo! Mit Bier ablöschen...

14
Schritt 14: Den abgelöschten Brutzelscheiß in den blubbernden Gemüsescheiß kippen.

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Schritt 15: Geheimtipp 3: bissi Milch dazu! Milch ist quasi Sahne, irgendwie. "Bissi" in cl ist schwierig, zu viel ist zu viel, zu wenig lohnt nicht. Aufkochen, rühren, rühren, Herd ausschalten.

Schritt 16: Pizza bestellen.

20.06.12

Ambivalenz

It's gonna rain
Violent Femmes, 1984

H2O vor raumübergreifendem Großgrün
In der Ferne grollt Donner, vorm Haus klatscht der Regen. Abends acht, ein nettes Gewitter. Regen kann schön sein. Im Sommer, wenn es warm ist. Unter 20° C ist Regen eine absolute Zumutung. Also drei Viertel des Jahres. Aber so: fantastische Atmosphäre!

Hätte ich jetzt nicht vier Wände und das Dach um mich, die Romantik faulte weg. Obdachlos und Spaß dabei gibt es nicht. Kurze Gedanken an die Opfer des italienischen Erdbebens, die scheinbar außer dem Don niemand wahrgenommen hat. Klar, da war Griechenland und dann der Fußball und in Syrien gibt es jetzt auch noch Massen-vernichtungswaffen und wir werden verschaukelt, desinformiert und zugeschissen mit nutzlosen Informationen über Unterhaltungstechnik und Prominente bis runter zur Kreisliga (wer ist Kate Upton?).

Mir gefallen Bücher besser. Und ein Glas Wein. Ideale Kombination. Draußen das Wetter, drinnen der Genuss. Mit dem Schuss Autsch!, dass es andere im selben Moment viel schlechter erwischt haben.

Love hurts

Ich bete an die Macht der Liebe
Gerhard Tersteegen

Danke, Wetter: abends vor 2 Wochen  hätte man den Venustransit besser gesehen
"Venus", hör ich und denk gleich: "Venushügel? Venusfalle? Oder olle Venusbar?"

Letzteres ein Etablissement in der Geburtsstadt des Autors, wo sich junge hübsche Damen zu rhythmischer Musik ihrer Garderobe entledigten. Mein Geist verbindet den Namen des Nachbarplaneten offensichtlich mit Erotischem.

Dessen Atmoshäre besteht nun überwiegend aus Kohlendioxid, die Wolken sind zum Großteil Schwefelsäure, am Boden herrscht ein Druck, wie 900 Meter unterhalb der irdischen Meeresoberfläche und am dortigen Strand hätte es knackige 400 bis 500° C.

Wie passend für einen Himmelskörper, der mit amourösen Verwicklungen in Verbindung gebracht wird: du wirst verätzt, verbrannt, erdrückt und erstickt.

Die hinreißende Vanessa Paradis soll ja wieder zu haben sein, schreit mir eine immer mehr im Boulevardschaum versinkende web.de-Startseite entgegen. Die würde mir sicher zustimmen, die Vanessa. Vielleicht ruf ich sie mal an... zum Plaudern über Venus und Phallen.

Dass dieses sich erst auf den Venustransit beziehende -und damit in der sich immer schneller drehenden Welt digitaler Natives hoffnungslos verspätete- Stückchen Text flugs den Bogen zu schlüpfrigen Erörterungen schlägt, ist nicht zuletzt dem Titel geschuldet. Der Song der Gruppe NAZARETH wurde von meinem Plattenhändler vor vierhundert Jahren im damals üblichem -und den jungen Autor zu seinem heutigen Leidwesen leider prägenden- Machismoslang als "Samenzieher" bezeichnet (Tonträger nie erstanden, ich mag das Lied nicht). Dass nun "Ich bete an die Macht der Liebe" auch noch mit dem Großen Zapfenstreich zu tun hat... tendenziös, das Ganze hier! Wir waten knietief im Schlamm und feistes Grinsen macht sich breit. Erst wenn Dinge schmutzig sind, hat man sie richtig benutzt. Wo ist das Telefon...?

Höllenvogel

Denial, Anger, Bargaining, Depression, Acceptance
Five Stages of Grief, Elisabeth Kübler-Ross/On Death & Dying, 1969

Leise, aber tödlich: der gemeine Höllenvogel (leider winzig und hier nicht sichtbar)

Es ist entschieden. Schon bei der Ankündigung "Mann gegen Bestie" war der Kampf verloren: man lebt ja nicht wider die Natur. Man lebt in ihr und mit ihr oder nicht.

Der Höllenvogel lärmt immer noch nervenzerfetzend, aber in Frau Kübler-Ross' oben aufgeführtem Schema habe ich heute den Schritt von der 4. zur 5. Stufe vollzogen: ich akzeptiere mein Schicksal und nehme den Kreissägenfliegersirenenalptraum als einzigartiges Merkmal der hiesigen Natur.

Wäre ich Amerikaner, würde ich die Sache zur Attraktion ausbauen. Eine Tafel an der nahen Bundesstraße (die Autobahn nicht weit), pappige Limo und lapprige Semmeln verkauft, dazu Karten, T-Shirts, Sticker.

"Yes, we could have! Under certain circumstances."

14.06.12

Much ado about nothing

Viel Rauch um Nichts
Von Shakespeare zu Cheech & Chong (und Dampf statt Rauch)

Hat die höchst fragwürdige LKW-Beschriftung mit dem Phänomen zu tun?
Da fuhren wir unlängst auf der bundesdeutschen Autobahn Richtung dem, was man aus Ermangelung besserer Begriffe Heimat nennt, und sahen nahebei eine dicke Dampfsäule aufsteigen. Nun ist Fotografie nicht immer vereinbar mit einer rasenden Fahrt (nahe der dreistelligen km/h-Zahl) im überalterten Hochgeschwindigkeits-vehikel, weshalb der Juvenile Delinquent auf der Rückbank aufgefordert wurde, das Geschehen im Bilde zu verewigen. Was er ohne zu murren umgehend tat. Eventuelle Verzerrungen im Bilde sind der mangelnden Qualität des Objektivs oder willkürlichen Raum-Zeit-Verzerrungen geschuldet.

Die Wolke. Ein Rätsel!

Die Wolke Reloaded (Raum-Zeit krümmt sich).

Die Wolke - Revolutions (Raum-Zeit bla...).

Die Wolke has left the building.
Um zu verdeutlichen, dass es sich hier um Dampf und nicht Rauch handelt, ein willkommen parat liegendes Bild eines Großbrandes im ehemals heimischen Städtchen. Auch Anfänger erkennen die Unterschiede.

Was tun, wenn's brennt? Brennen lassen!
Selbst eine natürlich vorkommende Wolke sieht anders aus, nämlich so:

Hydrometeor vor/unter Zentralgestirn.
Und die vermaledeiten Chemtrails, die in Nostra Felix Bavaria den Himmel blauweiß färben sehen ebenfalls anders aus.

"Oh, my god, we're all gonna die!" Zitat beliebiger Filmblondine
Was also war diese Säule neben der Bundesautobahn? Da fiel mir mein gestriger Text wieder ein: vermutlich hatte da einfach jemand einen ebenso dicken Hals wie ich am Vortag und musste (Vorsicht, Phrasensau will einen Fünfer! Katsching!) Dampf ablassen.

So einfach ist die Welt dann eben auch manchmal.

13.06.12

Mamaaaaaaaaaaaaa!

Mit den Waffen einer Frau
"Sexist! Arschloch! Kleinschwänziger Chauvi!" (Versuch der Vorwegnahme eventueller Kommentare)

Frauenversteher im Wachstum
Gestern Abend erfuhr ich von einem Telefonat. Eine Dame in ihren -sowas von dermaßen, würde meine pubertierende Nichte hinzufügen- Fünzigern, dass man mit Fug und Recht von einer reifen Damen sprechen kann, erlaubte sich in einer sehr, sehr, sehr, NEIN!: existentiell wichtigen Angelegenheit am Telefon einige Ausrutscher, die mit höchster Milde allenfalls eben erwähnter Nichte durchgingen. Mein Furor glich einem Tsunami, Kopfschmerz vom Zorn! Die Frage war, wie mich der Dame Aussage so ärgern konnte, dass der eigene Körper negativ reagierte. Nur der Weg ins Wirtshaus konnte Linderung bringen! Dort stritten dann zwei sehr, sehr, sehr reife Männer auf hohem Niveau wie kleinste Jungs, verabschiedeten sich in Freundschaft und der Ärger verpuffte.

Aber die Idee blieb: weshalb trifft Frauenärger ins Mark? Es sind die beiden Waffen, fand ich heraus.
Ad 1: Tränen. Auch gerne als Enttäuschung oder "Hach, schade!" verpackt. Verletzung per se.
Ad 2: Vorwürfe in allgemeinster Form, die auf 1) schließen lassen.

Ein Beispiel aus der Praxis: vor etwa drei Jahren hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, in Begleitung eines Mädchens, das sehr eng mit mir verwandt ist, in der größten Kleinstadt der Republik mit der Straßenbahn zu einem innerstädtischen See zu fahren.

Sobald die Türen der Bahn sich geschlossen hatten, begann das Schniefen. Auf mein beruhigendes Einreden folgte das Weinen. Weiteres Beruhigen. Dann kam das richtig laute Profiweinen! Oberliga, sprühende Tränen, zuckende Schnappatmung inklusive. Die Mitfahrenden reckten die Köpfe: wir sehen leinwandfüllend einen älteren Mann mit einem kleinen Mädchen. Und das Mädchen weint. DAS KLEINE MÄDCHEN WEINT!

Stufe zwei, nach weiteren Beruhigunsversuchen, war dann kriegs-entscheidend: "Mamaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! Ich will zu meiner Mamaaaaaaaaaaaaaaaaaa!" Ich stellte die Beruhigung ein und grinste den Mitfahrenden hilflos schulterzuckend zu. Das Kind hatte das Zauberwort gesagt! Steinerne Gesichter: wir sehen jetzt einen unsrasierten Mann in schäbigen Klamotten, der bezüglich Körperhygiene offensichtlich zweifelhafte Ansichten besitzt und dieses makellos hübsche, schreiend unglückliche, kleine Mädchen. In seinem haarigen Arm. DAS WEINENDE MÄDCHEN IN EINEM HAARIGEN MÄNNERARM!

Ins Schwarze (hier gelb dargestellt) treffen nur Frauen blind
An der nächsten Station stieg ich aus, trug das zappelnde Ding zum See. Wir amüsierten uns dann über Stunden mit Freunden. Lachen. Enten füttern. Steine ins Wasser werfen. Brezeln essen. Limo trinken. Hosen vollpissen (nicht alle von uns). Das komplette Programm.

Beim Rückweg gegen Abend exakt dasselbe Drama. Diesmal ging es zwar Richtung Mamaaaaaaaaaa, aber der Spaß war ja am See. Ich bin allen damals in der Straßenbahn Anwesenden dankbar, dass ich weder angezeigt, noch gelyncht wurde.

Jetzt ist dieses Verhalten natürlich erklärbar: "Sind halt Kinder!" Wer sich aber jenseits der zwanzig -im oben angesprochenen Fall jenseits der 50!!!- so verhält, sollte sofort von einem alttestamentarisch rächenden Gott betraft werden. Da wird man als Mann ein Leben lang bombardiert mit Werbung für Slipeinlagen, Tampons, Beinrasierer, Shampoo, Haartöner, Diäten und Tabletten gegen Völlegefühl.

Könnt ihr nicht mal im Alter Ruhe geben?

12.06.12

Feedback

Die favorisierten Suchbegriffe des letzten Monats, die auf diesen Blog verwiesen, sind "asozialer Bier" und "hentai Wehrmacht". Exakt in der Schreibweise. Beim ersten sucht eventuell ein junger Bursche nach krassen Bildern, um Kumpels zu beeindrucken.

Aber die zweite Kombination lässt den Verfasser sprachlos zurück. Es wird als Tag verwendet, vielleicht findet jemand den Weg her und kann erklären...

Jakopp, Karlchen, Kurt und Robert

Bei uns dreien möpselt es heute heftig nach.
Kurt Tucholsky, Lichtenau, 1927

Während nahezu unbemerkt am Boden irdische Mitbewohner ihrer anstrengenden Arbeit nachgehen, und dabei keine Mühen scheuen...

Seit 130 Millionen Jahren fleißig
Während diese Mohnblume unter sich dräuend sammelnden Wolken trübe über die ferne Verwandtschaft im afghanischen Helmand sinniert…

Papaver ante portas
Liegt man anderswo satt auf der Wampe und lässt das Goldene Kalb an diesem friedlichen Tag einen guten Mann sein...

Natürliche Feinde des Wasserbüffels: Tiger, Menschen, Krokodile
Wenn man am Grunde eines bis vor vier Jahren Beinahe-trinkwasserspeichers einen Ausflug macht, fühlt sich das erhaben an. Wenn man dabei um die prominenten Vorflanierer weiß, umso mehr. Tucholsky, dessen Zeile oben den bangen Morgen nach einer weinseligen Nacht beschreibt, wanderte hier vor 75 Jahren mit seinen Freunden Jakopp und Karlchen.

Auf diesem Bild haben wir eine Linde versteckt
Man sollte wieder mehr Tucholsky lesen wird von der inneren Stimme beschlossen, und flugs geht's von da wo es möpselte zum Apfelstrudel nach nebenan. Ebenda wo der hochverehrte Robert Gernhardt öfter mal lesend seinen Schoppen genossen hat. Der ihm gewidmete Gedenkstein, samt Beistehlinde, sprangen mir nicht ins Auge.

Aber der Apfelstrudel war köstlich. Selbiges wurde von der Forelle der Begleitung berichtet.

10.06.12

Schilder

You gotta believe, you gotta believe in a heartland
The Sound/Jeopardy, 1980

Hier hing ein Schild.
Der verwaiste Schilderträger wurde wiederholt mit einer Tafel im Format DIN A 4 bestückt, die jeweils auf denselben kleinen Handwerksbetrieb in der Stadt hinwiesen. An einem tagsüber relativ frequentierten Fußweg vom großen Parkplatz zur Innenstadt, am Friedhof entlang. Nachts -wegen Friedhof; die meisten schaudert schon beim Gedanken- eher wenig benutzt.

Ebenfalls wiederholt wurden diese Schilder gewaltsam entfernt und zerstört. Ob da jetzt nächtlicher jugendlicher Furor, besoffene Zerstörungswut auf dem torkelnden Heimweg oder der räumlich nahe Mitbewerber die Finger im Spiel hatten? Einerlei. Man muss dann schon ans Gute im Menschen glauben und nochmals eine Tafel anbringen. Demnächst.

Die unten abgebildete Tafel befindet sich ebenfalls in Friedhofsnähe, ja sogar direkt an der Friedhofsmauer einer kleinen Ortschaft gar nicht so weit entfernt. Das Format DIN A 4 wird nicht ganz erreicht, aber sicher war das Ganze irgendwie gemeint. Gut, wie man hofft. Man hätte ja noch eine Skulptur oder einen kleinen Brunnen dazu stellen können. Aber nein, in spartanischer Schlichtheit genügt sich diese Tafel selbst und erinnert an das, nun ja, was drauf steht.

Hier hängt ein Schild.
"Ach was, schraub das Ding auf ein Holzbrett und spax es an die Friedhofsmauer. Bassd!" Soll niemand jemals sagen, die von der CSU hätten keinen Humor, die fordern ja sogar Fahrradhelmpflicht durch die Blume, hihi.

Und in drei Jahren gibts für Velofahrer ohne Topf drauf 20 Euro Bußgeld und zwei Punkte in Flensburg. Ohne hihi.

Wer den Link zur englischen Überschrift klickt, findet ein Video von THE SOUND, die ich kürzlich auf einer dreißig Jahre alten Cassette wieder entdeckt habe. Da gehts ums wilde Treiben in der großen Stadt und deren Underground. Aber ans Heartland muss man auch hier auf dem flachen Land ganz fest glauben jeden Tag...

09.06.12

Bodega Bay ist überall: The Birds II

FIEP! FIEP! FIEP! FIEP! FIEP! FIEP! FIEP!
Singvogel des Grauens

Auf diesem Bild haben wir ein Mäuschen versteckt, keinen Vogel. (Hallo, Brigitte!)
Das Alarmgeräusch des klassischen BRAUN-Weckers. Gepaart mit halbsekündigen Feedbackfetzen eines sehr lauten Heavy-Metal-Gitarristen. Dazu ein Schuss hochfrequenten Kinderkreischens an der Schaumweinflötenberstgrenze.

So klingt dieses kleine Vögelchen vorm Haus. Es könnte ein Kleiber sein. Ich bin ornithologischer Analphabet, aber es sieht zumindest den professionell recherchierten Abbildungen eines Kleibers sehr ähnlich. Warum nun das Tierchen diesen markerschütternden Laut sich zu eigen gemacht hat, bleibt ein Rätsel. Alleinstellungsmerkmal? Evolution? Ist das Vieh einfach behämmert?

Jedenfalls schwebt es an manchen Tagen in höchster Lebensgefahr. Nach einer Stunde Weckermetalbabykreisch liegen menschliche Nerven regelmäßig blank. Gut, die Graureiher machen auch Geräusche, die an Bekannte mit zweifelhaften Tischsitten erinnern. Aber selten. Beim schrillen Pfiff der Falken denke ich höchstens, das könnte der sein den wir mal gerettet haben.

Turmfalkin (vermutlich) wenige Wochen vor der Freiheit
Das nächtliche Käuzchen gibt wohlige Schauer, der Specht macht sein hözernes Ding. Auch all die anderen Piepmätze und Trällerer: willkommen, legt los! Nur dieser eine, dieser kleine, bunte Vogel... der überspannt den Bogen. Täglich. Es könnte zum Äußersten kommen: Mann gegen Bestie.

08.06.12

Balls of steel

Wunder gibt es immer wieder
Katja Ebstein (Text: Günther Loose)

Zentralgestirn durch Blutbuche (?)
Mir wurde nahegelegt, folgendes festzuhalten. Ein überdurch-schnittlich gut aussehender Mitarbeiter im Betrieb unter mir, bat mich über meine Kreditkarte einen Flug für ihn zu buchen. Natürlich gerne geschehen.

Der Mann errötet normalerweise beim geringsten Anflug von Koketterie oder wenn jemand flucht, sich laut aufregt, oder... eigentlich errötet er andauernd. Was ihn für die Damenwelt -hier am Ende der Welt sind die Homosexuellen handverlesen, oh Baby, auch die würden reagieren!- umso attraktiver macht. Ein Kerl wie ein Baum, stark wie ein Ochse, Arme wir Oberschenkel, beinah lächerlich hübsch und dazu backfischhaft genant: filmreif!

Diesen Mann frage ich also am Telefon nach seiner E-Mailadresse. Jetzt muss man wissen, dass dieser Mann seit einigen Tagen eine neue Freundin hat. Er nennt mir völlig ironiefrei seinen Account:"Besorgts-doch-alle-meiner-neuen-pfanne-@-blah-punkt-de-eh." Ich war sprachlos. Spuckelos. Ohne Atmung.

Dieser Mann ist aus Kryptonit.

Oder Opfer seines pubertierenden Sohns, der ihm den ganzen Internetkram erledigt. Wie auch immer: "The Machismo Academy award Balls of Steel goes to .... Name aus verständlichen Gründen geschwärzt."

Jetzt brauche ich -um auf den Boden zu kommen- ein Bild unseres Nachbarn, wie er mal ausnahmsweise NICHT 15.000 Liter Gülle verklappt, die dann unseren Brunnen mit E. coli vergiften, fucking motherfucker fuck you, um das mal gesagt zu haben.

Zentralgestirn auf Landmaschine (keine Gülle im Spiel)
Des Motherfuckers Papa, früher ein gefürchteter Wüterich, hat schon mal ordentlich Angst gehabt vor mir. Es besteht also Hoffnung. Aber was will ich Wurm schon sagen angesichts von "...meiner-neuen-pfanne"?

Tarantino? Übernehmen!


War was?

The more things change
the more stays the same

Selbstportrait über Main
Zum Zeitpunkt, als dieses Bild entstand, war "Wetten dass?" noch das altehrwürdige Schlachtschiff der Fernsehunterhaltung, Herr Berlusconi macht Bunga-Bunga, die Schlächter in Nordafrika waren noch professionell unterdrückende Despoten und unser Verteidigungsminister zu Guttenberg hatte eine Bundeswehrreform im Sinn. Öl- und Gaspreise stiegen, wegen der Verknappung der Ressourcen.

Dem Main war es egal, er zog dahin.

Selbstportrait am Main (falsche Seite)
Als dieses Bild entstand, war Herr zu Guttenberg bereits kein Verteidigungsminister mehr und Japan hatte eine Tsunami- und Nuklearkatastrophe hinter sich. Nach dem Beschluss der Bundesregierung, aus der Atomkraft auszusteigen, drohte ein harter Winter samt Energie-Blackout, blabla. Deutschland verkaufte dann doch Strom nach Frankreich. Öl- und Gaspreise stiegen.

Dem Main war es wieder gleich.

Selbstportrait in der Nähe von ehem. Görlitz
Man sieht das jetzt nicht auf den ersten Blick. Aber nebenan hat Herr Hitler einst seine Kommandozentrale "Wolfsschanze" erbauen lassen. Weit im Osten Polens gelegen, lässt das über damals geplante Gebietsreformen nachdenklich werden. Der schmissige Herr war übrigens so gut wie weg, der Bundespräsident schwang angesichts einer nicht enden wollenden Finanzkrise* eine moralische Keule, die zum Bumerang werden sollte für ihn. Die Despoten hatten eine schwere Zeit und Berlusconi konnte langsam anfangen, seine Viagrakartons zu packen.

Jetzt war da beim Fotografieren kein Fluß zur Hand, aber eine alte Bahnstrecke. Die sagte sich sicher auch: "Pah, Gleis drauf!"

Selbstportrait am Roten Meer (hier blau dargestellt)
Kurz vor dem Rücktritt des deutschen Präsidenten (einige nordafrikanische Staatsoberhäupter waren ihm voraus gegangen worden) am Roten Meer. Die Revolution in Ägypten wurde hier als "the revolution in Cairo" bezeichnet. Öl- und Gaspreise in Deutschland waren dem Goldpreis gefolgt, dazu kam eine extreme Kältephase zum Jahresbeginn.

Dem Meer da unten war es egal.

Heute brodelt es in Nordafrika immer noch, die alten Seilschaften laufen wie geschmiert. Berlusconi ist weg, Italien hinkt, das Erdbeben im Norden ging angesichts des nächsten Top Models in Germany/der anstehenden Fußball-EM/irgendwas mit Sebastian Vettel hierzulande quasi unberichtet vonstatten.

Die Welt stinkt, die Welt hinkt und der Ausstieg und der Umstieg auf erneuerbare Energien führen zum Anstieg von Gas- und Strompreisen in unserem Land.

Wir lernen: der Mensch braucht Konstanten. Alles bleibt irgendwie immer gleich nach dem Lärm und dem Rauch und den Toten und den Reden; dem Wasser ist es wurscht, alles fließt, und ich seh auf den Fotos immer aus wie ich.

*Finanz-, Euro-, Banken-, Griechenlandkrise samt Terrorbedrohung und ständig wiederkehrender Grippepanik sind nichts anderes als Werkzeuge zur Angstverbreitung. Keine Sorge, die Richtigen verdienen immer noch, mehr als zuvor. Aldous Huxley trifft George Orwell. Der zeitliche Abstand zwischen den Bildern beträgt übrigens knapp 15 Monate. Als ich ein junger Mann war, dauerte schon die Wehrpflicht länger.




03.06.12

NIHIL NISI BENE

Dead men smell toe nails
Ian Fraser Kilmister

Boecklin, Brett & Schädel (schottisch)
Nun gibt es ja beim Autor dieser Zeilen sowohl den Hang zum Morbiden, als auch einen von vielen als vulgär, ja: zynisch gar, empfundenen Sinn für abseitigen Humor. Den Drang, einen Zipfel des Großen, des Erhabenen zu erhaschen. Und die Lust, sich grinsend im Dreck zu wälzen.

Auf obigem -wie immer qualitativ katastrophalen, aber hey, das wurde mit einem Telefon gemacht, einem TE!LE!FON!-  Bild sieht man eine kleine Kopie des Gemädes "Die Toteninsel", von denen der Künstler Arnold Boecklin fünf verschiedene Versionen anfertigte. Boecklin lebte und arbeitete unter anderem (Basel, München, Rom) in Florenz. Er war Vater von vierzehn Kindern, von denen die Familie acht verlor.

Nun wurde dem Splog aus verlässlicher Quelle berichtet, dass eine der Töchter Boecklins in Florenz verstarb. Und ebenda auf dem Friedhof für Nichtkatholiken bestattet wurde. Dieser heißt -es wurde an anderer Stelle bereits erwähnt- "Cimitero degli Inglesi" im Volksmund, der Friedhof der Engländer. Im 19. Jahrhundert war Florenz ein beliebtes Reiseziel wohlhabender Briten. Vom grimmen Schnitter plötzlich dahingerafft blieb angesichts der Transport- und Kühlmöglichkeiten der Zeit nichts anderes, als eine Beisetzung vor Ort.

Comare Morte a Firenze
Pragmatisch und nicht frei von katholischem Humor, stellte man damals den Falschgäubigen ein Gelände vor der seinerzeit neben dem Friedhof verlaufenden Stadtmauer zur Verfügung: die ehemalige Müllhalde. Hier ruhen auch Deutsche, Amerikaner, Russen, aber eben vorwiegend Briten und so hat sich der Name bis heute gehalten.

Mittlerweile ist die Ruhestätte auf der Piazzale Donatello eine vom Verkehr umbrandete Insel (sic!), ein Ruhepunkt und sicher eines der lohnenswerten Ziele für Besucher der Stadt. Dass der Friedhof in Farben und Silhouette an Boecklins Gemäde erinnert, versteht sich von selbst.

Das Brett unter der Kopie des Gemäldes stammt natürlich vom Friedhof und war dort Teil eines Tisches im Nebengebäude (wie wiederum aus oben erwähnter zuverlässiger Quelle erster Hand bestätigt). Man kann sich auch ohne blühende Fantasie ausmalen, was im 19. Jahrhundert auf einem großen Tisch im Friedhofsgebäude so aufbewahrt und aufgebahrt wurde. Dass aus diesem alten Brett eine riesige, rostige Holzschraube ragte und ragt, nimmt sicher nicht nur den heutigen Besitzer wunder. Aber die fand eine Bestimmung, denn...

Peter und Christine
...auf einer anderen Reise -zu den Briten, den Schotten auf den Hebriden, to be precise (hier schließt der Kreis)- fand sich in einem Blättchen auf einer Fähre oben gezeigte Vorstellung eines Ladens. Wer sein Etablissement "Post" als den letzten Laden vor Neufundland bezeichnet, muss über den rechten Humor verfügen. Wer dazu noch Hope heißt (dies last, wie man so sagt) und wunderschöne Gebäude hinstellt.... ein Besuch war unumgänglich.

The Post
Es gab Kaffee, Eis und Getränke, sowie die richtige Mischung aus Kunst, Kitsch und Horror. Die Hebriden tun den Rest dazu; wer hier lebt und solche Sachen macht, dem muss man etwas abnehmen. Der Schädel war es dann. Schottland trägt ein weißes Kreuz auf blau, ich bevorzuge schwarz. Peter offensichtlich auch.

Und dass das dann so gut auf das Brett von der Toteninsel passt, lässt beinahe vergessen, dass Boecklins Tochter nicht im Katalog der offiziellen Gräber des Cimitero auftaucht. Aber die verlässliche Quelle weiß zu berichten, dass viele Gräber hier der Entdeckung harren. Man bestattete im Zweifel eben oben drauf. Fern der Heimat gab es niemanden, der sich um die Gräber kümmert und alleine die eine Nacht vor nun vielleicht fünfzehn Jahren, als einheimische Vandalen Grabplatten zertraten und Grabsteine umstürzten sorgte für Verheerung. Wieviel mehr kann dann in den Orkus verschwunden sein, während der langen Zeit, in der der Friedhof verlassen dalag? Der Gedanke jedenfalls zählt, ich mag das Brett, ich mag den Schädel und ich mag die schäbige Kopie eines großen Werkes.

Meister Boecklin soll bei den Briten ja so gut wie unbekannt sein. Wer hier lächelt, teilt meinen Humor.