30.07.12

ORANDUM EST

UT SIT MENS SANA IN CORPORE SANO
Juvenal


Als der Autor dieser Zeilen noch im garstigen Städtchen an der Donau residierte, begab es sich eines Abends, dass er Zeuge wurde eines unappetitlichen Vorfalls. Im Stadtpark justament vor dem Bürofenster des damals Freischaffenden gelegen, der zur Abendstunde seine Bücher wälzte, entsponn sich eine Konfliktsituation.

Die Teilnehmer waren fünf junge Männer nicht direkt einheimischer Herkunft. Man konnte sie ab und an unter Anleitung älterer Männer in Unterhemd und Trainingshose in ebendiesem Park tagsüber diversen Übungen im Boxsport nachgehen sehen.

Die Konfliktsituation kulminierte, als einer der Streithähne zu Boden fiel. Hier endet normalerweise das Geschehen, die Kräfteverhältnisse sind geklärt. In diesem Fall aber kam von hinten der Libero heran geflogen und trat dem Liegenden aus vollem Lauf an den Schädel.

Barbarische Gewalt beobachten zu müssen bewirkt in mir immer dasselbe: ein roter Schleier senkt sich über den Blick und ich will mit Zähnen und Klauen hirnlos hauend den Hilflosen helfen.  Dadurch wurde schon Schaden angerichtet und der Mensch ist lernfähig. Ein zweiter Blick (an dieser Stelle sei erwähnt: Vipassana) half: vier Stehende, ein Liegender. Was die jetzt dringend bräuchten, wäre ein aufgebrachter Augenzeuge -einen Kopf kleiner, zwanzig Jahre älter- der sich aufgeregt in die Bresche wirft.

"Opfer!", raunzt der abgebrühte Gangstarapper an der Stelle.

Also kam es zum bis dato undenkbaren: ich griff zum Telefon und rief die Polizei. Ich! Die Polizei! Die entspannte Konversation ergab, dass dieser Tumult als einer von vielen anzusehen und die Konfliktsituation bekannt sei, dass ein Wagen kommen würde, man sich der Sache verantwortlich annehmen wolle.

Knapp unter zwanzig Minuten später rollte dann ein VW mit entsprechender Beschriftung gemächlich über das Gelände. Die Streithähne hatten sich längst verabschiedet. Der Getretene (falls die Delinquenten nicht den leblosen Körper hinfort geschleppt hatten) scheint auf jeden Fall überlebt zu haben und hat sich mit seinem Schleudertrauma nach Hause verpisst (zum Trainieren).

Wir lernen: andere Länder, andere Tritte, die Polizei kennt ihre Kundschaft und Ruhe tut aus ihrer Sicht Not.

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