13.06.12

Mamaaaaaaaaaaaaa!

Mit den Waffen einer Frau
"Sexist! Arschloch! Kleinschwänziger Chauvi!" (Versuch der Vorwegnahme eventueller Kommentare)

Frauenversteher im Wachstum
Gestern Abend erfuhr ich von einem Telefonat. Eine Dame in ihren -sowas von dermaßen, würde meine pubertierende Nichte hinzufügen- Fünzigern, dass man mit Fug und Recht von einer reifen Damen sprechen kann, erlaubte sich in einer sehr, sehr, sehr, NEIN!: existentiell wichtigen Angelegenheit am Telefon einige Ausrutscher, die mit höchster Milde allenfalls eben erwähnter Nichte durchgingen. Mein Furor glich einem Tsunami, Kopfschmerz vom Zorn! Die Frage war, wie mich der Dame Aussage so ärgern konnte, dass der eigene Körper negativ reagierte. Nur der Weg ins Wirtshaus konnte Linderung bringen! Dort stritten dann zwei sehr, sehr, sehr reife Männer auf hohem Niveau wie kleinste Jungs, verabschiedeten sich in Freundschaft und der Ärger verpuffte.

Aber die Idee blieb: weshalb trifft Frauenärger ins Mark? Es sind die beiden Waffen, fand ich heraus.
Ad 1: Tränen. Auch gerne als Enttäuschung oder "Hach, schade!" verpackt. Verletzung per se.
Ad 2: Vorwürfe in allgemeinster Form, die auf 1) schließen lassen.

Ein Beispiel aus der Praxis: vor etwa drei Jahren hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, in Begleitung eines Mädchens, das sehr eng mit mir verwandt ist, in der größten Kleinstadt der Republik mit der Straßenbahn zu einem innerstädtischen See zu fahren.

Sobald die Türen der Bahn sich geschlossen hatten, begann das Schniefen. Auf mein beruhigendes Einreden folgte das Weinen. Weiteres Beruhigen. Dann kam das richtig laute Profiweinen! Oberliga, sprühende Tränen, zuckende Schnappatmung inklusive. Die Mitfahrenden reckten die Köpfe: wir sehen leinwandfüllend einen älteren Mann mit einem kleinen Mädchen. Und das Mädchen weint. DAS KLEINE MÄDCHEN WEINT!

Stufe zwei, nach weiteren Beruhigunsversuchen, war dann kriegs-entscheidend: "Mamaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! Ich will zu meiner Mamaaaaaaaaaaaaaaaaaa!" Ich stellte die Beruhigung ein und grinste den Mitfahrenden hilflos schulterzuckend zu. Das Kind hatte das Zauberwort gesagt! Steinerne Gesichter: wir sehen jetzt einen unsrasierten Mann in schäbigen Klamotten, der bezüglich Körperhygiene offensichtlich zweifelhafte Ansichten besitzt und dieses makellos hübsche, schreiend unglückliche, kleine Mädchen. In seinem haarigen Arm. DAS WEINENDE MÄDCHEN IN EINEM HAARIGEN MÄNNERARM!

Ins Schwarze (hier gelb dargestellt) treffen nur Frauen blind
An der nächsten Station stieg ich aus, trug das zappelnde Ding zum See. Wir amüsierten uns dann über Stunden mit Freunden. Lachen. Enten füttern. Steine ins Wasser werfen. Brezeln essen. Limo trinken. Hosen vollpissen (nicht alle von uns). Das komplette Programm.

Beim Rückweg gegen Abend exakt dasselbe Drama. Diesmal ging es zwar Richtung Mamaaaaaaaaaa, aber der Spaß war ja am See. Ich bin allen damals in der Straßenbahn Anwesenden dankbar, dass ich weder angezeigt, noch gelyncht wurde.

Jetzt ist dieses Verhalten natürlich erklärbar: "Sind halt Kinder!" Wer sich aber jenseits der zwanzig -im oben angesprochenen Fall jenseits der 50!!!- so verhält, sollte sofort von einem alttestamentarisch rächenden Gott betraft werden. Da wird man als Mann ein Leben lang bombardiert mit Werbung für Slipeinlagen, Tampons, Beinrasierer, Shampoo, Haartöner, Diäten und Tabletten gegen Völlegefühl.

Könnt ihr nicht mal im Alter Ruhe geben?

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